Oktober 2013

30.10.2013

Mehr als 500.000 gewährte „Erzieherische Hilfen“ im Jahr 2012

Darunter: Rund 36.000 Heimerziehungen oder Unterbringungen in sonstigen betreuten Wohnformen

 

WIESBADEN – Im Jahr 2012 begann für rund 517 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland eine erzieherische Hilfe des Jugendamtes oder einer Erziehungsberatungsstelle. Das waren gut 2 000 junge Menschen weniger als im Jahr 2011 (– 0,5 %). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurde damit wie im Vorjahr für 3,3 % der jungen Menschen unter 21 Jahren eine erzieherische Hilfe neu eingerichtet. Im Jahr 2008 lag dieser Anteil noch bei 3,0 %.

Eltern haben Anspruch auf Hilfe zur Erziehung, wenn eine dem Wohl des Kindes oder Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist, die Hilfe aber für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist. Auch jungen Erwachsenen soll eine Hilfe für die Persönlichkeitsentwicklung und für die eigenverantwortliche Lebensführung gewährt werden, sofern dies die individuelle Lebenssituation notwendig macht.

Den größten Anteil unter allen neu gewährten erzieherischen Hilfen hatte mit 65 % die Erziehungsberatung – gut 307 000 junge Menschen nahmen sie im Jahr 2012 neu in Anspruch. Ihre Zahl ging im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % zurück. Rund 55 000 Familien erhielten eine familienorientierte Hilfe, das waren 4,0 % mehr als im Jahr 2011. Mit diesen Hilfen wurden etwa 102 000 junge Menschen erreicht.

Etwas häufiger als im Vorjahr wurden junge Menschen, die eine Erziehungshilfe neu in Anspruch nahmen, außerhalb des Elternhauses untergebracht.

Für knapp 52 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene begann eine Vollzeitpflege in einer anderen Familie, eine Heimerziehung oder eine Unterbringung in einer sonstigen betreuten Wohnform. Das waren rund 800 stationäre Hilfen mehr als im Jahr 2011.

Die Hälfte der jungen Menschen, die in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht wurden, lebte zuvor mit einem alleinerziehenden Elternteil zusammen. Nahezu drei Viertel (74 %) dieser alleinerziehenden Elternteile lebten ganz oder teilweise von Transferleistungen. Dazu gehören finanzielle Hilfen des Staates wie zum Beispiel Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch.

Begonnene Hilfen zur Erziehung in Deutschland 2012 nach Hilfeart, einschließlich der Hilfen für junge Volljährige
Art der Hilfe
Anzahl der Hilfen/
jungen Menschen
Anteil an allen Hilfen
in %
Veränderung zum
Vorjahr
in %
Hilfen zur Erziehung insgesamt
(§§ 27 bis 35 SGB VIII)
470 217
100,0
– 0,4
davon 
Einzelhilfen
414 888
88,2
– 0,9
Flexible Hilfe zur Erziehung (§ 27 SGB VIII)
10 519
2,2
– 3,5
Erziehungsberatung
307 470
65,4
– 1,1
Soziale Gruppenarbeit
7 653
1,6
– 8,3
Erziehungsbeistand/Betreuungshelfer
26 086
5,5
0,6
Erziehung in einer Tagesgruppe
8 574
1,8
– 4,8
Vollzeitpflege in einer anderen Familie
15 534
3,3
1,8
Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform
36 048
7,7
1,6
Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung
3 004
0,6
– 2,5
Familienorientierte Hilfen
55 329
11,8
4,0
Flexible Hilfe zur Erziehung (§ 27 SGB VIII)
10 699
2,3
9,0
Sozialpädagogische Familienhilfe
44 630
9,5
2,9
Anzahl der jungen Menschen in den Familien
101 881
X
1,5
Nachrichtlich: 
Anzahl der jungen Menschen in neu begonnenen erzieherischen Hilfen insgesamt
516 769
X
– 0,5

 

(Quelle: Destatis, Pressemitteilung Nr. 353 vom 21.10.2013. Weitere Informationen finden Sie im Bereich Publikationen unter Soziales. Weitere Auskünfte gibt: Stefanie Lehmann, Telefon: +49 611 75 8167)


 

28.10.2013

Aktueller Bericht von DESTATIS:

Ausländerzentralregister erfasst 7,2 Millionen Menschen

 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren zum Jahresende 2012 im Ausländerzentralregister (AZR) insgesamt mehr als 7,2 Millionen Menschen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit erfasst. Damit stieg die Zahl der im AZR Registrierten gegenüber 2011 um rund 282 800 Personen (+ 4,1 %). Dieser Anstieg ist der höchste seit 1993 und übertrifft nochmals deutlich den Wert des Vorjahres (+ 2,1 %). Er setzt sich aus drei Komponenten zusammen: den Zugängen aufgrund eines Wanderungsgewinns (Saldo aus Zuzügen und Fortzügen) in Höhe von 394 900 Personen und eines Geburtenüberschusses (Saldo aus Geburten und Sterbefällen) in Höhe von 2 800 Personen stehen Abgänge in Höhe von 114 900 Personen gegenüber, die in Folge ihrer Einbürgerung aus dem Register gelöscht wurden.

Die neu ins AZR aufgenommenen Ausländer stammen mehrheitlich (80 %) aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU). Dabei nahm die Ausländerzahl aus den Ländern besonders stark zu, die 2004 der EU beigetreten sind: Sie stieg gegenüber 2011 um 15,5 %. Besonders betroffen waren die acht mittel- und osteuropäischen Staaten, für die Deutschland seit dem 1. Mai 2011 die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit gewährt, hierunter vor allem Polen (+ 13,6 %) und Ungarn (+ 29,8 %). Ebenfalls deutlich erhöht hat sich die Zahl der Immigranten aus den beiden 2007 der EU beigetretenen Ländern Rumänien (+ 28,8 %) und Bulgarien (+ 26,5 %). Auch die Zahl der Personen aus den von der Euro-Krise besonders betroffenen Mittelmeerstaaten hat sich 2012 weiter erhöht, vor allem jene aus Griechenland (+ 5,1 %) und aus Spanien (+ 9,1 %).

Lediglich 20 % des Zuwachses der im AZR registrierten Ausländer gingen auf das Konto von Ausländern aus Staaten außerhalb der EU. Die ausländische Bevölkerung aus Nicht-EU-Staaten hat 2012 um 56 600 Personen zugenommen (+ 1,3 %); im Jahr zuvor waren es 21 400 Personen mehr gewesen. Der Zuwachs wurde vor allem durch Zuzüge aus Syrien, China, Indien und der Russischen Föderation getragen. Demgegenüber ist 2012 – wie schon in den Jahren zuvor – die im AZR registrierte Bevölkerung mit türkischer Staatsangehörigkeit in Deutschland zurückgegangen (– 2,0 %). Dies geht zum größten Teil auf die relativ hohe Zahl der Einbürgerungen zurück.

Die meisten neu ins AZR aufgenommenen Ausländerinnen und Ausländer ließen sich in Bayern nieder (+ 65 900), gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg (jeweils + 52 900). Der prozentuale Anstieg war vor allem in den Neuen Ländern ohne Berlin hoch: er reichte von + 6,5 % in Sachsen-Anhalt bis + 11,5 % in Thüringen. Den geringsten prozentualen Anstieg verzeichnete das Saarland mit + 1,6 %, gefolgt von Berlin mit + 2,1 % und Nordrhein-Westfalen mit + 2,9 %.

Die einzelnen Herkunftsländer haben auf regionaler Ebene eine unterschiedliche Bedeutung. Türkisch ist im früheren Bundesgebiet und in Berlin mit Abstand die häufigste ausländische Staatsangehörigkeit im AZR. Für die Neuen Länder ohne Berlin nehmen Polen, die Russische Föderation, Vietnam und die Ukraine die ersten Plätze ein. Die Türkei liegt hier nur auf Platz 5.

Zwischen den Daten des Ausländerzentralregisters und des Zensus gibt es Unterschiede. Am Zensusstichtag 9. Mai 2011 lag die Zahl der im AZR Registrierten mit 6 650 500 um 481 100 Personen über der Zensuszahl zur ausländischen Bevölkerung (6 169 400). Dies muss bei der Interpretation der Ausländerzahl nach dem AZR zum Jahresende 2011 beziehungsweise 2012 angemessen berücksichtigt werden. Die Zahl der Zu- und Abgänge im AZR ist dagegen nicht betroffen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), als Registerbehörde auch für die Daten des AZR zuständig, und Destatis werden die Abweichungen zwischen AZR und Zensus analysieren und alle zur Qualitätssicherung im AZR erforderlichen Maßnahmen ergreifen

 

Wichtigste Veränderungen der 2012 im AZR registrierten ausländischen Bevölkerung 
 
Staatsangehörigkeit
Veränderung 2012 gegenüber 2011
 
Insgesamt
Komponenten der Veränderung
 
Anzahl
in %
Wanderungs-
gewinn
Geburten-
überschuss
Bestands-
änderungen
 
 
 
INSGESAMT
282 812
4,1
394 923
2 794
– 114 905
 
EU-Mitgliedstaaten
226 250
8,7
247 365
– 138
– 20 977
 
Neue Mitgliedsländer 2004
(Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn sowie Malta, Zypern)
107 310
15,5
112 043
2 161
– 6 894
 
Polen
63 894
13,6
67 321
1 519
– 4 946
 
Ungarn
24 638
29,8
25 054
214
– 630
 
Neue Mitgliedsländer 2007
(Bulgarien, Rumänien)
70 674
27,9
72 669
2 126
– 4 121
 
Rumänien
45 804
28,8
46 964
1 276
– 2 436
 
Bulgarien
24 870
26,5
25 705
850
– 1 685
 
Von Euro-Krise betroffene Länder
(Griechenland, Italien, Portugal, Spanien)
38 896
3,8
48 606
– 2 152
– 7 558
 
Griechenland
14 570
5,1
19 189
– 527
– 4 092
 
Spanien
10 038
9,1
10 776
– 197
– 541
 
Italien
9 258
1,8
13 169
– 1 455
– 2 456
 
Nicht-EU-Staaten
56 562
1,3
147 558
2 932
– 93 928
 
Türkei
– 31 444
– 2,0
5 194
– 3 539
– 33 099
 
Syrien
7 566
23,0
7 527
562
– 523
 
China (insgesamt)
7 641
8,3
8 370
680
– 1 409
 
Indien
6 941
13,0
7 483
469
– 1 011
 
Russische Föderation
6 780
3,5
10 315
– 169
– 3 366
 

Vermerk: Bestandsänderungen treten auf, wenn ausländische Personen zum Beispiel als Folge ihrer Einbürgerung aus dem Register gelöscht werden, oder wenn sie eine ausländische Staatsangehörigkeit zugunsten einer anderen aufgeben (zum Beispiel Serbien für Kosovo).

Weitere Ergebnisse, vor allem auch Angaben auf Kreisebene, bieten die Fachserie 1, Reihe 2 "Ausländische Bevölkerung" und können abgerufen werden über Tabellen Ausländerstatistik (12521) in der GENESIS-Online Datenbank.

(Quelle: Pressemitteilung des Statististischen Bundesamtes Wiesbaden vom 22. Oktober. Weitere Auskünfte gibt: Dr. Gunter Brückner, Telefon: +49 611 75 4365)


 

02.10.2013

Nimmt schwere Jugendgewalt ständig zu?

Aktuelle Forschungsbefunde aus Australien zum Vergleich von öffentlicher Wahrnehmung und jugendgerichtlich in Court Clinics eingewiesenen jungen Straftätern

 

A comparison of contemporary and traditional classification schemes used to categorise youth violence

 

Hannah Chinga*, Michael Daffernabc & Stuart Thomasabd
The Journal of Forensic Psychiatry & Psychology, Volume 24, Issue 5, 2013, pages 658-674

Published online: 02 Sep 2013

Abstract

 

Across various jurisdictions, crime statistics indicate the rate of youth offending, particularly violent offending, has increased over the last decade.

Anecdotal evidence further suggests the nature of youth offending has changed over this time-frame; including an increase in more serious criminal behaviour as well as changes in both the demographic and psychological profiles of youth offenders.

This is particularly evident in accounts depicting an increasing tendency amongst some young people to engage in acts of ‘appetitive’ violence. This is a form of violence purportedly perpetrated by youth in an excitable and predatory state, which differs from the more common forms of reactive and instrumental violence.

Although newsprint media reports suggest that appetitive violence is alarmingly common, there is currently no corroborating empirical evidence.

This paper explores the classification of violence by youth utilising three contemporary classification systems. One hundred and forty-three case files from the Children’s Court Clinic in Victoria, Australia, were examined, comparing all youth (aged 10–19) convicted of a violent offence referred to the Clinic for psychological assessment in the years 2000 and 2010.

Results indicated a similarly low prevalence of appetitive violence (2000–15.8%; 2010–8.6%). Further, they indicated the quadripartite and tripartite classification systems increased the discrimination of aggressive behaviours beyond that provided by the traditional reactive/instrumental dichotomy.